30. November 2017

Altbekannte Achterbahn

Eigentlich sagt der Titel schon alles, oder? Trotzdem noch etwas Inhalt zu dieser Überschrift. Undzwar ist mein letzter Post nun wieder etwas her, was zum Einen daran liegt, dass ich wenig Zeit hatte und zum Anderen daran, dass ich in ein kleines "Motivationsloch" gefallen bin. Ich wollte eigentlich schon längst wieder Posts bringen, aber es kam etwas dazwischen. Was kam dazwischen? Mein Leben.

Nun, mein letzter Post hieß "Siegreich" und handelte von einem Erfolg mit der Aussicht auf einen weiteren Weg nach oben. Es passierte allerdings - wie immer - nicht so wie gedacht bzw. gewollt. Auf mein "Mal sehen, wie es heute Abend wird." folgte leider kein "Ich habe es wieder geschafft!". Das hätte ich euch gerne mitgeteilt, konnte es aber nicht, da es am zweiten Abend nicht mehr so gut lief. Da fühlte ich mich dann entmutigt und doof, das könnt ihr sicherlich verstehen. Doch am Donnerstagabend darauf (also letzte Woche) kam es noch schlimmer. Ich hatte das erste (und bisher einzige) Mal einen Weinanfall in meiner eigenen Wohnung. Es war weniger ein "Anfall", denn mit damals ist es nicht vergleichbar. Aber ich musste weinen und saß lange einfach nur da, während mir die Tränen über die Wangen liefen... Das war kein schöner Moment, ganz und gar nicht. Ich war seit Langem mal wieder richtig tief traurig. Nicht sauer, nicht einsam, nur traurig. Als ich mit dem Weinen aufhören musste, wurde ich zusätzlich noch hilflos. Irgendwie musste das kommen, oder? Das führte dann noch mehr dazu, dass ich mich hier nicht zu Wort melden wollte...

Doch wie in vielen Fällen, sah die Welt am nächsten Tag schon ein wenig besser aus. Vor Allem abends, denn da kam mein Freund dann zu mir und blieb über das Wochenende. Wir verbrachten mal wieder eine sehr schöne Zeit miteinander, die wir anlässlich des einjährigen Bestehens unserer Beziehung mit einer tollen Unternehmung füllten. Das machte mich natürlich wieder sehr glücklich! Doch schon am Abend nach dem Abschied folgte der stets auftauchende "Abschieds-Drückanfall", der meine Laune wieder ein bisschen runterfahren ließ.

Ihr seht: Ich machte die letzten Tage die allseits bekannte Achterbahnfahrt durch, die das Leben eines jeden Skin Pickers kennzeichnet. Gerade deswegen, weil ihr es alle kennt, dachte ich mir "Wozu noch erwähnen?". Doch das ist ein blödsinniger Gedanke, schließlich ist das hier immer noch eine Art Tagebuch, in dem mein Befinden eine wichtige Rolle spielt. Und wenn ich mich zum x-ten Mal in dieser Dauerschleife befinde, dann ist und bleibt das erwähnenswert. Vielleicht auch nur deswegen, um euch zu zeigen, dass es bei mir nicht anders ist als bei euch. Nur, weil ich diesen Blog hier führe und große Schritte gemacht habe, heißt das nicht, dass es bei mir gut läuft oder Ähnliches. Im Gegenteil, ich bin genauso wenig perfekt wie ihr.

Ich bin genauso Skinpicker wie ihr.

18. November 2017

Siegreich

Hi hi!

Ich bin seit gestern wieder in meinem Heimat-Örtchen und verbringe hier das Wochenende. An sich wieder eine chillige Sache, wäre da nicht dieses große Risiko für die Drückanfälle am Abend und allgemein... Doch ich habe eine gute Nachricht: Es gibt einen Sieg zu feiern! Gestern Abend konnte ich mich nach dem Abschminken trotz (oder gerade wegen?) meiner Müdigkeit ganz gut zusammenreißen. Ich war nur ganz kurz am Spiegel, um meine Haut zu bearbeiten. Mit "ganz kurz" meine ich wirklich kurz - nicht mehr als 5 Minuten! Darauf bin ich wirklich stolz. Es war nicht einfach, aber aus irgendeinem Grund habe ich es geschafft. Und das fühlt sich mega an! Endlich wieder ein Erfolg, der es definitiv mehr als verdient hat, beachtet und gefeiert zu werden. Es wird Zeit, sich endlich mal wieder über solche Dinge zu freuen und Kraft daraus zu schöpfen.

Mal sehen, wie es heute Abend wird.

14. November 2017

Dermatillomanie als Lernprozess

Hallö'chen, liebe Leser!

Gleich in den ersten Wochen meines Studiums habe ich nun durch eine meiner Vorlesungen die erste Inspiration für das Thema Dermatillomanie erhalten. Und das, obwohl meine Studiengänge (ich studiere im 2-Fach-Bachelor) eigentlich sehr wenig mit der Psyche des Menschen zutun haben. Hätte ich in keinster Weise so erwartet, aber dadurch sieht man eben, wie viele Zusammenhänge es in andere Richtungen gibt und dass Alles irgendwie miteinander verbunden ist.

Auf welches Unterthema möchte ich heute zu sprechen kommen? Ich kann euch sagen: Es ist ein riesiges, zum großen Teil kompliziertes und unerforschtes Unterhema. Es geht um die Wurzeln des Skin Pickings: Wie, wann und vor allem warum haben wir Skin Picker diese Verhaltensweise entwickelt? Hat die Entwicklung des Skin Pickings etwas mit einem Lernprozess zutun? Und wenn das Verhalten "angelernt" ist, ist es dann möglich, es wieder zu "verlernen" und durch etwas Neues zu ersetzen? Wenn ja, wie sähe das aus? Ihr seht anhand dieser Fragen schon, wie groß dieses Unterthema ist und wie schwer die Beantwortung dieser Fragen erscheint. Es gibt bereits viele Forschungsansätze, die Skin Picking als angelerntes Verhalten ansehen. Auf dieser Basis aufbauend gibt es auch einige Therapieansätze, die versuchen, unser Verhalten langsam und Stück für Stück durch ein neues, weniger schadendes Verhalten zu ersetzen. Es wird versucht, einen "Umlern-Prozess" in Gang zu bringen.

All das ist mir nicht neu und ihr dürftet von diesen Informationen ebenso wenig vom Hocker gehauen sein. Doch das Wissen um diese Grundlagen ist wichtig für das, was ich euch heute zeigen möchte. Es ist ein Youtube-Video mit dem Titel "Wie lernen Kinder? Aktuelles aus der Gehirnforschung" (Link dazu weiter unten). In diesem Video verfolgt man eine Vorlesung des Neurologen und Medienkritikers Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer - der Psychologie, Philosophie und Medizin studierte - von der Universität Ulm. Das komplette Video geht 1,5 Stunden und ist durchaus extrem spannend und sehenswert, jedoch kommt es mir in diesem Kontext nur auf einen Ausschnitt an, den ich euch gleich näher eingrenze.

Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=vujELzwcdpQ

In der besagten Vorlesung meines Studienfachs schaute ich die ersten 32 Minuten des Videos und weil ich so gefesselt und interessiert war, zog ich mir zuhause den Rest rein. Damit entdeckte ich den Abschnitt, den ich euch heute vorstelle und der mich in dem Moment stark zum Nachdenken brachte. Falls ihr nicht selbst die 94 Minuten sehen wollt, gebe ich euch an dieser Stelle wichtiges Vorwissen vom Anfang der Vorlesung: Die Definition des Lernprozesses formuliert Manfred Spitzer so, dass es nichts mehr ist, als die Erstellung und anschließende Verstärkung von Verbindungen zwischen Neuronen, die dadurch erreicht wird, dass wiederholt Aktionspotenziale über die Synapsen laufen. Kurz: Lernen = Spuren legen. Außerdem stellt er fest, dass sich das Gehirn dauerhaft verändert, weil jedes Aktionspotenzial und jeder Aufruf einer Verbindung/Erinnerung 'Spuren' hinterlässt.

Es wird langsam heißer und ich empfehle euch ab jetzt, selbst einen Blick in den Link zu werfen. Ab 29:11 des Videos stellt uns Spitzer ein sehr anschauliches Beispiel von einem Park vor, in dem 30cm Neuschnee liegt. In diesem Park gibt es einen Ein- und Ausgang, einen Glühweinstand und einen Souvenir-Shop. Ab dem Punkt, wo die Tore des Parks geöffnet werden und Leute eintreten, entstehen Spuren durch die Wege der Menschen. Vom Eingang zum Glühweinstand, danach zum Souvenir-Shop und am Ende nach draußen. Diese Spuren entstehen deshalb, weil alle Menschen den gleichen, nämlich den einfachsten und kürzesten Weg gehen. Niemand würde einen Umweg durch den Schnee laufen und sobald die Spuren erkennbar sind, geht sowieso jeder auf den schon gemachten Trampelpfaden. Übertragen auf das Gehirn ist das Prinzip das Gleiche: Aktionspotenziale, die über Synapsen laufen, verstärken diese Verbindungen. Dort, wo kein Aktionspotenzial vorbeiläuft, wird nichts gestärkt. Je stärker eine Verbindung zwischen zwei Neuronen, desto schneller und leichter läuft das Aktionspotenzial da drüber. Und dafür können wir Menschen nichts, es ist ein automatischer Prozess. Stellen wir uns nun (anhand des Bildes vom Video ab 32:18!) einmal vor, dass der vorhandene Glühweinstand schließt und daraufhin ein neuer direkt nebenan aufmacht. Spitzer erklärt uns, wie die Leute nun laufen würden. Sie würden keinen neuen Weg durch den Schnee gehen, nein. Das wäre viel zu anstrengend! Die Leute würden erst den alten Weg, der schon da ist, nehmen, und dann ein Stückchen weiter zum neuen Glühweinstand gehen. Warum? Weil der Weg (zum großen Teil) schon da ist. Doch nicht nur das! Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer erzählt uns danach etwas sehr Erstaunliches: Seit 2003 weiß man, dass bereits vorhandene Spuren im Hirn auch dann weiter genutzt werden, wenn sie nicht mehr gut auf die aktuelle Realität passen.

Nun mein besagter Abschnitt (33:08), den ich beim Hören sofort auf das Skin Picking übertragen habe:

"Damit ist eins klar: Es ist viel leichter, sich eine schlechte Angewohnheit gar nicht erst anzugewöhnen, als sie wieder abzugewöhnen. Denn wenn hier [im Hirn] mal eine Spur ist, haben Sie richtig Mühe, noch eine neue Spur hinzumachen. Denn dann müssen Sie immer mit viel Mühe hier [auf der neuen Spur] trampeln und nochmal trampeln... Und bis da so ein schöner Weg draus wird, dauert es eine Weile. Und solange der nicht so schön ist wie der [der alte Weg] - wenn Sie spontan reingehen und haben es eilig, was nehmen Sie? Den [den alten Weg]! Und dann wird der wieder besser, dummerweise. Genau deswegen ist es so schwierig, umzulernen, wenn man schonmal was gelernt hat."

Was bedeutet das für uns als Skin Picker? Wir haben da mit dem Drücken, Kratzen etc. scheinbar eine sehr feste und gute Spur gelegt. Die ist so tief in uns verankert, dass es schier unmöglich scheint, dass es da noch einen anderen Weg gibt. Selbst wenn wir ein, zwei Mal einen anderen Weg gegangen sind, so bringt uns das leider sehr wenig. Ein, zwei Mal gegen mehr als tausend Mal sind ja nichts. Das erklärt, warum es so unheimlich schwierig ist, sich das Skin Picking ab- und sich eine neue Verhaltensweise anzugewöhnen. Was im Video nicht erwähnt wird, ich mir aber selbst dachte, ist Folgendes: Ohne einen alternativen, neuen Weg ist es sowieso aussichtslos, das Skin Picking loszuwerden. Denn irgendeinen Weg brauchen wir. Wenn kein anderer Weg da ist, bleibt uns nur das Skin Picking. Das erklärt wiederum, warum wir uns oft vorkommen wie jemand, der keine Wahl hat. Erst recht dann, wenn wir aufgewühlt und emotional sind und schnell einen Weg wählen müssen... Als ob uns da diese (vielleicht vorhandene) ganz leichte, kaum erkennbare Spur auffallen würde, wo uns doch diese perfekt benutzte Spur des Skin Pickings sofort ins Auge springt. Skin Picking ist also viel mehr als "nur" Skin Picking. Es ist ein Teil unseres Gehirns und damit ist es extrem schwer, es dauerhaft hinter uns zu lassen. Deswegen mag es sicher auch so viele Rückfälle geben... Selbst wenn man es geschafft hat, eine neue und attraktive Spur zu legen, so ist die alte Spur nicht gleich verschwunden. Nein, es braucht eine Menge Zeit, bis sie verblasst und sich (nach dem Beispiel von Spitzer) neuer Schnee drüber gelegt hat.

Das mag euch eventuell pessimistisch erscheinen, doch macht euch eins klar: Es bedeutet auch, dass uns immer die Möglichkeit gegeben ist, einen neuen Weg zu legen und zu gehen! Es ist nie zu spät. Mit viel Mühe und Durchhaltevermögen ist es nicht unmöglich, dem Skin Picking den Rücken zuzuwenden! Und egal, wie anstrengend es ist, sobald man es geschafft hat, kann man unendlich stolz und froh sein!

Dieser Post ist also dazu gedacht, euch auf dieses Wissen aufmerksam zu machen und euch darüber hinaus vielleicht einen Denkanstoß zu geben. Weil ich nicht so recht weiß, wohin mit diesem Post im Sinne der Labels, packe ich es mal bei "Was ist Skin Picking?" mit rein. Auch, wenn es das nicht ganz trifft.

Puh, viel Text heute. Nehmt es mir nicht übel, ich bin davon einfach nur extrem begeistert und gefesselt. Nichts ist spannender als das Gehirn des Menschen und seine Funktionen...

Bis zum nächsten Mal, wo ich euch hoffentlich wieder lockereren Inhalt mitbringe!

11. November 2017

Kleiner Alltagstipp

Heyho!

Dieser kleine, aber doch ziemlich effiziente Tipp stand nun schon monatelang auf meiner Postideen-Liste... Es wird also Zeit, ihn mit euch zu teilen!

Undzwar geht es um das Thema Kleidung. Habt ihr eigentlich ein paar Oberteile (insbesondere T-Shirts), die einen sehr hohen/engen Ausschnitt bzw. Kragen besitzen? Bestimmt habt ihr das ein oder andere Oberteil dieser Art im Kleiderschrank, da bin ich mir sicher! Schließlich verdecken sie den Ausschnitt ganz gut, was einem sehr gelegen kommt, wenn man im Dekolleté ein paar rote Stellen und Pickelmale hat. Aber nicht nur zum "Verstecken" eignen sich diese T-Shirts und Pullover. Sie eignen sich auch super dafür, das Drücken im Dekolleté von Anfang an zu verhindern! Mir ist das vor besagten Monaten selbst aufgefallen. Wenn ich Oberteile mit extrem engen Ausschnit trug, konnte ich nicht im Dekolleté-Bereich drücken. Der Grund dafür war schlicht und einfach, dass der Ausschnitt zu eng war und es nicht zugelassen hat. Wenn ich sehr aufmerksam war, konnte ich dies als eine Art "Warnung" verstehen. Ihr wisst schon, wie eine Störung, die bezweckt, dass ich hellhörig werde. Diesen Moment der Aufmerksamkeit konnte ich dann zum Aufhören bzw. gar nicht erst Anfangen nutzen.

Ich will damit jetzt nicht sagen, dass ihr nur noch solche Oberteile tragen sollt! Denn das Prinzip ist lediglich Folgendes: Kleidung, die einen beim Versuch, an seiner Haut zu werkeln, störend in den Weg kommt und damit einen Moment der Aufmerksamkeit erzeugt. Das schaffen auch andere Kleidungsstücke wie z.B. Hemden und Blusen mit Knöpfen (wo man erst die Knöpfe öffnen müsste), Rollkragenpullis, hochgeschnittene Strickjacken mit Reißverschluss etc. Wenn ihr euren Kleiderschrank mit offenen Augen durchsucht, findet ihr ganz bestimmt noch mehr Beispiele! Ich wollte euch nur darauf aufmerksam machen, dass man sich durch eine bewusste Klamottenwahl an schlechten Tagen selbst behilflich sein kann. Einfacher geht es wohl kaum.




Ende Gelände. Ein schönes Wochenende noch!

6. November 2017

Geister der Vergangenheit

Hallo Nachteulen! Es ist ganz genau Mitternacht.

Ich möchte euch nur kurz von einem Erlebnis erzählen. Undzwar war ich dieses Wochenende nach ein paar Wochen wieder bei meinem Vater und meiner Schwester Zuhause. Habe von Samstag auf Sonntag sogar dort übernachtet. Das war schön; es gab warmes Mittag, man blieb für mich im Hause und meine Schwester brachte mir sogar einen Twix mit. Da fühlte ich mich richtig verwöhnt und willkommen! Doch die liebsten Gefälligkeiten und das beste Gefühl, wenn man sein altes Zuhause wieder besucht, können einen nicht vor den bösen Geistern der Vergangenheit schützen. Als ich mich am späten Abend bettfertig machte, hatten mich die Geister sehr bald in ihren Bann gezogen. Ich konnte mich irgendwie nicht wehren... Es war, wie ich in meinem Post "Der Neuanfang" beschrieb: Diese Rituale und Erinnerungen, die in der Luft schweben und zwingend in Verbindung mit den Räumen/Möbeln stehen, kamen hoch. Ich musste dem nachgehen. So kam es, dass ich eine ganze Zeit vor dem Spiegel verbrachte. Wieviel Zeit das genau war, kann ich nicht mal mehr sagen... Das Zeitgefühl war wie immer weg und auf die Uhr geschaut habe ich auch nicht. Allerdings kann ich ziemlich sicher sagen, dass es die längste Drückepisode seit meines Auszugs war. Und es ist sicher kein Zufall, dass dies an dem Abend geschehen ist, wo ich in meinem alten Zuhause übernachtet habe. Währenddessen wollte ich unbedingt aufhören, konnte aber nicht... Es war super schwer, zum Ende zu kommen. Als ich es allerdings endlich schaffte, die Sache zu beenden, fühlte ich mich schlecht. So wie früher immer. Das Gefühl kam mir vor wie ein alter Bekannter... Lange hat man sich nicht mehr getroffen, doch ich erkannte sofort. Es war ein mieses Gefühl, das wieder durchmachen zu müssen. Vor allem auch deswegen, weil es so ungerechtfertigt war, dass das passiert. Mir ging es gut, es war alles schön und trotzdem musste ich alten Zwängen verfallen? Dämliche Sache. Ich weiß auch wirklich nicht, wie ich sowas in Zukunft vermeiden soll.

3. November 2017

3 Jahre - Mein Überblick

Hallo und herzlich willkommen zu meinem dritten Jubiläumspost! :)

Ist das der Wahnsinn oder ist das der Wahnsinn? Gestern feierte mein Blog seinen dritten Geburtstag! Vor drei Jahren, also Ende 2014, startete ich das ganze Ding hier. 2014...kommt euch das auch so ewig her vor? Für mich fühlen sich diese drei Jahre mindestens doppelt so lang an. Vielleicht liegt das daran, dass diese drei Jahre in meinem Leben einen Abschnitt abgedeckt haben, in dem verdammt viel passiert ist (z.B. Abi und Ende der Schulzeit, FSJ, Auszug von Zuhause, Beginn eines Studiums...). Ich bin sozusagen von einem Jugendlichen zu einer jungen Erwachsenen geworden. Aber wenn wir jetzt alle mal daran denken, dass Weihnachten nur noch knappe zwei Monate hin ist und wir kurz darauf auch schon 2018 haben, dann dürftet selbst ihr euch fragen, wo die Zeit geblieben ist...

Doch was genau ist das vergangene Jahr über bei mir und insbesondere auf meinem Blog passiert? Welche Schritte bin ich gegangen, welche Entwicklungen habe ich gemacht und wie lief mein Skin Picking eigentlich? Diese Fragen versuche ich euch heute mithilfe einer kleinen Zusammenfassung/Nennung der wichtigsten Ereignisse zu beantworten! Schauen wir mal, wie lang es wird.

Beginnen möchte ich mit dem einschlägigsten Ereignis des letzten Jahres, was sich zugleich in naher Zukunft das erste Mal jährt. Der Beginn von etwas ganz Tollem, nämlich meiner Beziehung! Diese Beziehung traf mich zugegebenermaßen ziemlich plötzlich und unerwartet Ende November 2016 (hier gibt es mehr zu lesen). Das klingt jetzt, als wäre sie ganz zufällig aus dem Nichts erschienen, was nicht ganz stimmt, aber ich hielt es zu der Zeit nicht für sehr wahrscheinlich, dass mein Single-Dasein enden würde. Das tat es jedoch und ich bin sehr froh darüber. Mit diesem Menschen an meiner Seite habe ich sehr viel gewonnen, was mir allgemein wieder zu mehr Lebensfreude und Zufriedenheit verholfen hat! Ich fühle mich mit meinem Freund sehr viel stärker und vollkommener. Nicht zuletzt fühle ich mich unheimlich wohl und verstanden bei ihm - ich kann immer mit ihm reden und darauf vertrauen, dass er für mich da ist. Natürlich ist genau das etwas, was für meine Dermatillomanie wichtig ist. Darum schätze ich es sehr, mit ihm jemanden zu haben, der mir auf dieser langen Reise die Hand reicht. Danke dir vielmals, das bedeutet mir unendlich viel!


Wo wir schon bei positiven Dingen sind, mache ich gleich mit meiner Hauptbeschäftigung des letzten Jahres weiter: Mein Freiwilliges Soziales Jahr. Nichts Neues für euch. In seinen Einzelheiten ist das natürlich absolut privat, aber weil es durchaus eine Auswirkung auf meine Stimmung und damit auf mein Drückverhalten hatte, erwähne ich es. Als ich das FSJ nach meinem Abitur begann, war ich unheimlich froh darüber, meinen Kopf für ein Jahr lang ruhen lassen zu können. Gleich in den ersten Wochen merkte ich den Effekt davon, da ich mich befreiter fühlte. In meiner Arbeit zählten vielmehr die Taten und Handlungen; das körperliche Dasein für die Kinder. Das senkte den innerlichen Druck in mir, da es natürlich auch keine konkreten Leistungsabfragungen gab. Einfach nur den Tag leben und mit den Kindern gemeinsam gestalten. Zusammen mit den begleitenden Seminaren, die eine wunderbare Abwechslung vom Arbeitsalltag lieferten, war das FSJ eine trotz Anstrengung und Herausforderungen wunderbare Zeit! Ich lernte überaus viel dazu, auch über mich selbst und ich sammelte darüber hinaus unersetzliche Erfahrungen. Dadurch könnte man wohl meinen, dass mich das FSJ erwähnenswert geprägt und verändert hat. Ich bin froh darüber, die Entscheidung für dieses freiwillige Jahr gemacht zu haben. Das sollen - entgegen meiner ursprünglichen Pläne - auch schon alle Worte zu diesem Thema gewesen sein.

Von einem Ausflug mit den Kindern

Trotzdem kann man nun nicht behaupten, dass meine Haut durch die kopfmäßige Befreiung wundergeheilt wurde, geschweige denn auf einem kontinuierlich guten Level war. Leider gab es nämlich genügend andere Faktoren, die mein Drückverhalten negativ beeinflussten. Einzig und allein den Kopf frei zu haben genügt dann doch nicht. Das sieht man ganz gut an einem der wichtigeren Posts des letzten Jahres namens "Zwang der Gesellschaft". Hier habt ihr eins der Bilder von dem genannten Post:


Ihr seht: Gute Haut ist anders. Ich würde fast behaupten, dass dies einer meiner allerschlechtesten Hautzustände überhaupt war. Das führte dazu, dass ich auf der Arbeit extrem oft dahingehend angesprochen wurde und ich mir daraufhin Gedanken dazu machte, die ich im oben verlinkten Post beschrieb. Doch das war nicht das einzige Mal, dass ich mich in diesem kinderdominierten Umfeld mit dem Thema Skin Picking auf eine neue Art und Weise auseinandersetzen musste. Wie man sich gegenüber Kleinkindern, Kollegen und Eltern elegant bezüglich dieses sensiblen Themas verhält, musste ich erst lernen. Mehr dazu gibt es in diesem Post vom September 2016.

An dieser Stelle würde ich gerne mehr Fotos von verschiedenen Hautzuständen aus dem letzten Jahr zeigen, doch ich musste gerade erschrocken feststellen, dass ich im dritten Blogjahr nicht einen einzigen "Eindrücke meiner Haut"-Post gezeigt habe! Der letzte Post dieser Art stammt vom August 2016... Schade irgendwie, diese Postserie ist untergegangen. Doch ich nehme mir hiermit vor, sie im vierten Blogjahr wieder auferstehen zu lassen! Dennoch wenigstens ein paar zusammenfassende Worte zu meinem Skin Picking und meiner Haut: Es war mal wieder ein Jahr voller Hoch- und Tiefphasen. Jedoch nahmen mich die Tiefphasen selten schwer mit, ich kam damit schon irgendwie klar. Übrigens habe ich statt normaler Hautzustandsfotos zwei Vergleichsbilder aus dem Projekt, was ich im Februar startete:

Aus "1 Monat in Bildern"

Aus "2 Monate in Bildern"

Dieses Projekt hatte die Idee, mich selbst über einen Monat hinweg jeden Abend zu fotografieren und aus diesen Fotos eine Art Zusammenschnitt bzw. Video zu erstellen. So wollte ich mir die Entwicklung meiner Haut ganz genau vor Augen führen und das auf einer neuen Art und Weise. Falls ihr die Ergebnisse davon verpasst habt oder sie euch erneut interessieren, dann findet ihr unter diesem Link den ersten Teil und unter diesem Link den zweiten Teil. Leider gibt es keine weiteren Teile dieses Projekts, da mir die Motivation zum Weitermachen ausging... Das war quasi auch die einzige "künstlerische" Auseinandersetzung mit der Dermatillomanie über dieses Jahr. Mehr habe ich bedauernswerterweise nicht geschafft. Kein Bild und keine Zeichnung für mein drittes Blogjahr. Somit habe ich dieses Vorhaben nicht erfüllen können. Schade, aber was will man machen, wenn keine Zeit dafür geblieben ist? Vielleicht ändert sich im folgenden Jahr etwas daran.

Warum mir die Motivation zu der Zeit fehlte, wird klar, wenn man sich Posts aus den Monaten Februar, März und teilweise Mai anguckt. Ich verlor ganz allgemein und insgesamt den Bezug zu der Dermatillomanie. Zu meinem Umgang damit und insbesondere dazu, wie man daran arbeitet. Ich lebte jeden Tag so vor mich hin, drückte mal oder nicht und das war's dann. In meinem Kopf gab es keine (Zwischen-)Ziele, Ideen oder Reflexionen. Ich beachtete das Skin Picking wenig und entfernte mich gefühlsmäßig ganz weit vom aktiven Kampf gegen diese Verhaltensstörung. Dadurch fühlte ich mich wie jemand, der ohne Plan in der Dunkelheit umherirrt. Das tat mir nicht unbedingt gut, weil ich eigentlich eher wieder aktiv werden wollte. Falls ihr dazu mehr lesen wollt, dann schaut bei den Posts "Kein Bezug" und "Vor sich hin leben" vorbei. Die Besserung kam erst im Juni so langsam, wie ihr gleich hier nachsehen könnt.

Ein ganz großes Themengebiet der letzten Monate sind natürlich auch all jene Veränderungen, die nach meinem FSJ auf mich warteten. Besonders herausstechend ist hierbei der Umzug bzw. Auszug von Zuhause gewesen. Dazu könnte ich jetzt wieder einen ganzen Roman schreiben, weil es mir ziemlich schwer fällt, das Thema kurz und knapp zusammenzufassen. Deshalb würde ich euch, sofern ihr Interesse hegt und es nicht sowieso schon mitverfolgt habt, darum bitten, dass ihr die Posts mit entsprechenden Titeln der letzten Wochen und Monate anschaut. Es geht im bereits im März mit Zukunftsängsten und -sorgen los, erstreckt sich dann mit Nervosität und Einflüssen auf das Skin Picking über den Sommer und endet in den reflektierenden Posts vom Oktober. Ihr seht selbst, dass sich das Ganze über viele Monate hingezogen und mich deshalb auch lange verfolgt hat. Aus dem Grund kann ich es in diesem Jubiläumspost auch nicht unerwähnt lassen. Dazu ein Bild, um den großen Einfluss auf meine Haut zu verdeutlichen:

Aus dem Post "Loslassen"

Trotz dieser Umstände habe ich mein Bestes gegeben, um mich dafür nicht selbst zu verurteilen oder Ähnliches. Das war hin und wieder nicht ganz einfach, muss ich zugeben, aber ich war ja keineswegs alleine. Um mir und selbstverständlich auch euch Motivation zu schenken, habe ich mich im Juli intensiv mit dem Thema "Selbstliebe" auseinandergesetzt. Dazu habe ich mir viele Gedanken gemacht, im Internet recherchiert und euch am Ende einen großen Motivationspart daraus gezaubert. Ein bisschen stolz bin ich schon auf diesen Post, da er auch mir selbst in dem Moment viel gebracht hat. Ihr habt diesen Beitrag verpasst oder wollt ihn nochmal lesen? Dann seid ihr hier richtig.


Mein letzter Punkt aus der Themensammlung befasst sich damit, was während des vergangenen Blogjahres bezüglich der Bekanntmachung von Skin Picking passiert ist. Ich habe hierbei eine ganze Liste an Posts, auf die ich euch verweisen werde. Wenn ich mir diese Liste so angucke, ist ziemlich viel passiert, insbesondere außerhalb meines Blogs! Dennoch war auch ich nicht untätig, sondern habe etwas dafür getan, euch da draußen zu informieren und auf dem neuesten Stand zu halten. Legen wir also los!

Im Dezember fing es bereits mit einem weiteren Online-Fragebogen von einer neuen Studie aus Wuppertal an, auf die ich euch damals aufmerksam gemacht hatte. Neue Studien oder Umfragen sind stets sehr erfreuliche Nachrichten, da es uns zeigt, dass das Interesse an der Forschung gerade erst im Kommen ist!

Im Januar folgte ein interessanter Internetartikel, den ich euch im Post "Interessante Neuigkeiten" gezeigt habe. Des Weiteren habe ich den Artikel kurz kommentiert, indem ich mir die in meinen Augen besten News herauspickte. Auch hier heißt es wieder: Schön, dass die Forschung am Ball bleibt!

Im Februar konnte ich (nur durch den Wohnort meines Freundes) die damals ganz frische Selbsthilfegruppe in Berlin besuchen, was eins der Highlights dieser Liste ist. Es bot sich zufällig an und als ich das merkte, war klar, dass ich da hin muss! Der Austausch mit anderen Betroffenen ist mir sehr wichtig, wie ihr wisst. Daher fand ich das Treffen sehr schön und bereichernd, wie ich im entsprechenden Post näher beschrieb.

Hier auf meinem Blog gab es über das Jahr zwei neue Gastposts, die jeweils eine eigene tolle und ausführliche Geschichte enthalten. Ich bin super froh über die beiden Personen, die den Mut und das nötige Interesse zeigten, um ihre Worte über mich mit euch zu teilen! Man kann so viel voneinander lernen, daher liebe ich diese Postserie so sehr. Hoffentlich kann sie bestehen bleiben (indirekter Aufruf an Freiwillige, hihi). Über das Label "EureGeschichten" kommt ihr an die Gastposts.

Im April gab es erneut sehr herausragende Neuigkeiten undzwar wurde zu dem Zeitpunkt ein neuer TV-Beitrag zum Thema Skin Picking veröffentlicht. Dort, wo man diesen Beitrag (noch bis April 2018) sehen kann, ist zusätzlich noch ein Artikel zu finden, der nicht weniger spannend ist. Also klickt schnell meinen Post "Neuer TV-Beitrag!" an.

Im Mai entdeckte ich eine ganz tolle Webseite, die Betroffenen auf der ganzen Welt eine Art Weltkarte mit verschiedenen Funktionen für den gemeinsamen Austausch bietet. Nachdem ich mir damals einen kurzen Überblick verschaffte, leitete ich es gleich mit einem Post an euch weiter. Es lohnt sich zweifelsohne, regelmäßig auf dieser Seite vorbeizuschauen!

Zuletzt machte ich im Oktober Werbung für die neue Selbsthilfegruppe, die sich zurzeit in Braunschweig gründet. Auch dies ist aus offensichtlichen Gründen einer der besten Punkte dieser Liste. Selbsthilfegruppen braucht das Land!


Soooo, damit sind wir schon fast am Ende. Und ihr ahnt es sicherlich bereits: Ich kann nicht gehen, ohne euch zum erneuten Male meinen Dank auszusprechen. Ich finde eben, dass Dankbarkeit eine sehr wichtige Eigenschaft ist. Gerade dann, wenn man - wie ich mit diesem Blog - etwas betreibt, was nicht immer leicht ist und was stark auf die kleine Zielgruppe ankommt, die es liest, sollte man dankbar sein. Dankbar für die Aufmerksamkeit, dankbar für das Interesse und dankbar für das Verständnis. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich Leser bzw. Follower habe und erst recht ist es nicht selbstverständlich, dass die Reaktionen von euch auf meinen Blog durchweg positiv sind. In Anbetracht meiner weniger gut dokumentierten Zeiten hier ist klar, dass ich euch umso dankbarer bin, dass noch ein paar von euch hier sind! Ich werde meinen Blog so schnell nicht aufgeben, das steht fest! Auch, wenn die Inhalte inzwischen weniger innovativ sind, habe ich hiermit einen Ort geschaffen, der mir wichtig ist. Dass dieser Ort auch anderen Menschen wichtig sein kann, schätze ich. Danke euch! :) Ich hoffe, dass ihr auch das vierte Jahr verfolgt und nicht das Interesse verliert.

Zum Schluss ganz herzliche Grüße an euch, habt ein schönes Wochenende!