10. Oktober 2017

Der Neuanfang

Ich deutete zuletzt ein paar Mal an, dass ich aus gegebenem Anlass einen eigenen Post zum Thema "Neuanfang mit der Dermatillomanie" verfassen möchte. Hier sind wir nun... Heute gibt es "mehr" dazu, wie angekündigt.


Das ist ein Bild von einem meiner Lieblingsfotomotive: Dem Sonnenuntergang. Diesmal allerdings mit Kran. Wieso? Weil dort, wo ich vor dem Auszug noch gelebt habe, eine Baustelle unsere Nachbarschaft schmückt. Direkt neben unserem Haus, seit dem Frühjahr. Erst wurden zwei Häuser abgerissen, dann fünf neue gebaut. Irgendwie passt es also ganz gut in den heutigen Post hinein. So ein Bauprojekt beinhaltet auch den Abschluss einer Phase, indem die alten Häuser abgerissen werden und den Beginn einer neuen Phase mit den dazu passenden, neuen Gebäuden.

Für mich ist es ähnlich (gewesen). Der Auszug an sich bedeutete schon von Anfang an viel mehr für mich als nur das bloße "Von-zuhause-ausziehen". Es beinhaltet einen symbolischen Phasenwechsel. Wie ein neues Kapitel in einem Buch. Nicht nur auf privater Ebene, sondern auch ganz speziell für die Dermatillomanie.

Der Blog existiert nun seit bald 3 Jahren und thematisiert im Grunde die letzten 8 Jahre meines Lebens. Denn solange bin ich schon vom Skin Picking betroffen. Seit 2013 (wenn ich mich nicht irre) leben mein Vater, meine jüngere Schwester und bis vor drei Wochen auch ich in der jetzigen Wohnung. Der Anfang dieser Phase, die diesen Zeitraum umfasst, liegt aber weit tiefer in der Vergangenheit. Ich könnte ihn nicht ganz festlegen, weil die Einteilung schwierig ist, aber es geht ja Gott sei Dank auch nicht um den Phasenanfang. Es geht vielmehr um das Ende, was mit dem Umzug kam. Das lässt sich terminlich genauer bestimmen. Vorweg aber eine Erklärung und Beschreibung zu der Phase, die nun ihr Ende gefunden hat. Sie war .... mit einem Wort - "negativ". Das klingt jetzt vielleicht etwas paradox, wo ich doch vor ein paar Jahren so eine positive Entwicklung/Veränderung durchgemacht habe und es mir heute besser geht als damals, aber das spielt hier keine Rolle. Für mich zählt vielmehr, was für Verknüpfungen anhand von Erinnerungen/Ritualen/etc. ich mit meiner Umgebung, also der Wohnung hatte. Das waren keine guten. Auch, wenn ich hier und da Erfolge feiern und dem Spiegel widerstehen konnte, hängen doch vieeeel zu viele negative Erinnungeren zum Skin Picking in den Räumen. Die Spiegel strahlten dauerhaft Negativität aus und tun es auch heute noch. Die Betroffenen werden das vielleicht verstehen. Ich verknüpfe mit der Wohnung, den Räumen und den Spiegeln sehr viele negative Stunden, was das Skin Picking betrifft. Sehr viel Leid, Tränen, Wut und Trauer. Mittlerweile bin ich der Ansicht, dass ich in der Wohnung niemals hätte gesund werden können. Nein, das wäre nicht gegangen. Die Spiegel der Wohnung schreien geradezu nach mir und alles endet in Ritualen, die ich nicht so einfach losgeworden wäre. Demnach war mir klar, dass diese Phase enden muss und ich einen Neuanfang brauche. Eine große Veränderung, die es mir erlaubt, neue Motivation und neuen Mut zu fassen. Wo mir eine neue Chance gegeben wird und ich die Möglichkeit habe, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und von 0 anzufangen. Das geht halt nicht, wenn man sich dort befindet, wo einen die Vergangenheit bis in den Schlaf hinein verfolgt.

Als sich herausstellte, dass ich eine Wohnung habe und zu 100 Prozent ausziehen werde, wusste ich, dass die restlichen Tage der Phase bald gezählt sind. Ich bereitete mich innerlich darauf vor, diesen Phasenwechsel angenehm zu gestalten, doch am Ende stolperte ich sowieso irgendwie hinein. Ich könnte nicht sagen, dass die vergangene Phase an Tag xy beendet war und die jetzige Phase am darauffolgenden Tag begann. Ne, so ist das nicht. Ich weiß nur, dass der Umzugstag an sich definitiv noch nicht das Ende der alten Phase war. Dafür hatte ich noch zu viele andere Dinge im Kopf. Der Phasenwechsel kam dann eher fließend in den letzten Tagen. Ich versuche momentan, gedanklich wirklich einen Haken hinter die Vergangenheit bzw. meine "Dermatillomanie-Zeit" in der alten Wohnung zu setzen. Denn nur, wenn ich damit komplett abgeschlossen habe, kann ich von einem Neuanfang und einer neuen, unberührten Phase sprechen. In diesem Prozess befinde ich mich gerade.

Hier, in meiner eigenen kleinen Wohnung, ist alles neu. Die Räume sind anders, das Licht fällt anders, die Spiegel sind anders und und und... Ich versuche zu verhindern, dass hier das Gleiche passiert wie bei meinem Vater zuhause. Ich will nicht, dass ich in dieser Wohnung negative Verbindungen zum Thema Skin Picking entwickle. Momentan läuft das eigentlich ganz gut. Ich drücke zwar hier und da, aber es ist anders. Keine Ahnung, ich war bisher noch nicht deprimiert deswegen und habe auch noch nicht geweint. Des Weiteren muss ich sagen, dass es mir diese Wohnung ohnehin nicht ganz leicht macht, was natürlich gut für mich ist. Insgesamt gibt es nur zwei feste Spiegel: Den im Bad und den an meinem Kleiderschrank. Der Badezimmerspiegel ist zu hoch, als dass ich mit Millimeterabstand stundenlang angenehm davor stehen könnte. Bevor das passiert, würde ich wahnsinnige Schmerzen in den Beinen, im Rücken und im Nacken bekommen. Der Spiegel am Schrank ist nicht für's Skin Picking geeignet, weil es hier keine gut ausleuchtende Lichtquelle gibt. Bliebe nur noch, sich einen Standspiegel zu nehmen und sich damit an den Schreibtisch zu setzen, wo vom Fenster aus direkt das Licht hineinfällt. Aber das erscheint mir als eine viel zu aktive Aktion. Ich glaube nicht, dass ich das je machen würde. Damit sind schon wahnsinnig gute Grundsteine gelegt! Ohne, dass ich etwas dafür tun musste. Jetzt würde es nur noch an mir liegen, etwas daraus zu machen...

Wie das läuft, werden wir in den nächsten Wochen und Monaten sehen. Ich bin jedenfalls gespannt und sehr erleichtert darüber, endlich einen Neuanfang in Sicht zu haben! Endlich gibt es eine neue Chance für mich, den Kampf gegen das Ganze wieder aufzunehmen. Ich fühle mich seit dem Umzug weitaus motivierter, positiver und vor Allem freier! Der größte Stress ist vorbei und ich kann zur Ruhe kommen. Mein seelischer Zustand kann sich nun festigen.

Sei also herzlich willkommen, neue Phase meines Lebens! Ich bin bereit für dich und dafür, das Beste aus dir herauszuholen!

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