30. Oktober 2016

Verzeih dir!

Hey, meine lieben Leser! Einen schönen Sonntag wünsche ich euch. :)

Mein letzter Post ist schon wieder zwei Wochen her... muss ich dazu noch sonderlich viel sagen? Hm. Momentan kämpfe ich sehr mit mir selbst. Einerseits, was meine Selbstdisziplin angeht und andererseits, was die Fähigkeit angeht, mir selbst zu verzeihen. In den letzten zwei Wochen habe ich nämlich wieder Versprechen gegeben. Wieder an die gleiche liebe Person wie beim letzten Mal. Zu den Umständen möchte ich gar nichts sagen eigentlich, denn das gehört hier nicht hin. Was ich jedoch sagen kann: Diese Person ist mir sehr wichtig und das weiß sie auch. Momentan ist dieser Mensch der Einzige, der wirklich hinter mir steht und mir zu helfen versucht. Genau aus dem Grund kamen wir erneut auf diese Versprechen - denn ein Versprechen an diesen Menschen bedeutet mir unheimlich viel. Mich selbst kann ich hunderte Male belügen, vor mir selbst kann ich wieder und wieder weglaufen, doch bei dieser Person möchte ich ehrlich sein. Gut, genug dazu. Das Problem war nur, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte. Ich versuchte es danach wieder, doch ich musste das zweite Versprechen ebenso brechen (heute Nacht). Und das Schwerste dabei war, es zuzugeben. In mir herrschte tatsächlich der Kampf von Gut gegen Böse. Engelchen und Teufelchen. Die böse Seite wollte weiter machen, mein Versagen verschweigen und lügen. Doch die gute Seite war stärker, da sie mir aufzeigte, dass mir die Ehrlichkeit gegenüber dieser Person wichtiger ist als die Ehrlichkeit gegenüber mir selbst. Das klingt hart, ich weiß. Momentan bin ich dabei, mein drittes (und hoffentlich letztes) Versprechen zu halten. Aufgeben möchte und werde ich nicht, das steht fest!

Zum eigentlichen Thema dieses Posts komme ich aber erst jetzt... Ich habe schon oft davon geredet, dass man sich Rückfälle verzeihen und einfach weitermachen muss. Jeder von uns weiß das, nicht wahr? Aber was das wirklich bedeutet, erfährt man erst, wenn man an die Grenzen seiner selbst stößt. Wenn man dann mal wieder versagt hat, mit Tränen in den Augen da sitzt und versucht, sich selbst nicht dafür zu hassen. Wenn keine außenstehende Person da ist, die einem in einer festen Umarmung sagen kann, dass alles gut wird und man trotzdem ein toller Mensch ist, dann ist man allein. Dann weiß man sich nicht zu helfen... All diese "Du musst dir selbst verzeihen!", "Du kannst da nichts für!" und "Mach weiter, du bist stark!" Gedanken geistern einem im Kopf herum, aber sie erreichen einen nicht. Man ist in diesem Moment wie ertaubt.
Gerade jetzt, wo ich das zweite Versprochen frisch gebrochen habe, bin ich demnach erneut in der Situation, wo ich mir selbst verzeihen muss. Und wer glaubt, dass es mit der Zeit einfacher wird, sich selbst zu vergeben, der irrt sich! Es wird kein Stück einfacher, im Gegenteil. Es fällt mir verdammt schwer, meinem Hirn beizubringen, dass ich nicht viel dafür kann. Dass ich es nicht mit bösen Hintergedanken oder gar mit Absicht vergeigt habe und dass ich dadurch nicht zu einem schlechteren Menschen werde. Sagen lässt sich sowas leicht, doch die Verinnerlichung dieser Worte ist der wahre Kampf. Mir wird auch erst jetzt klar, dass ich wohl noch nicht am Ende bin, was meine Selbstakzeptanz betrifft. Es hat sich durch harte Arbeit schon vieles zum Positiven verändert, aber zu 100% habe ich das Skin Picking noch nicht akzeptiert. Ob das überhaupt möglich oder sogar wünschenswert ist, wäre eine andere Frage.

Passend zu diesen Gedankengängen kam vorhin das Lied "Hey" von Andreas Bourani im Radio. Normalerweise ist das nicht so meine Musik, aber die Lyrics dieses Songs haben mich im Kontext der momentanen Situation sehr berührt. Aus dem Grund hänge ich den wichtigsten Abschnitt (ohne erläuternden Kommentar) mal an:

"...
Hey, sei nicht so hart zu dir selbst!
Es ist okay, wenn du fällst.
Auch, wenn alles zerbricht;
geht es weiter für dich!

Hey, sei nicht so hart zu dir selbst!
Auch, wenn dich gar nichts mehr hält;
du brauchst nur weiter zu gehen!
Komm' nicht auf Scherben zum Stehen!
..."

Und das möchte ich mir auch in Hinblick auf meine Postangewohnheiten hier zu Herzen nehmen. Ich mag es bekannterweise nicht, wenn ich mich eine lange Zeit nicht melde und nur spärlich schreibe... Das wird sich auch kaum ändern, jedoch möchte ich versuchen, das etwas lockerer zu nehmen. Man kann nunmal nicht leugnen, dass ich einen harten Alltag habe mit meinen zwei Jobs und dem, was hier im Haushalt oder an anderweitigen Erledigungen auf mich wartet.

Apropos! Diesbezüglich habe ich eine Ankündigung zu machen. In der kommenden Woche findet das erste von fünf Seminaren statt, die ich im Rahmen meines Freiwilligenjahres abzuleisten habe. Die Seminare gehen immer von Montag bis Freitag und finden nicht hier in der Gegend statt. Wir FSJler reisen dafür einige Stunden mit Zug, um einander besser kennenzulernen und Erfahrungsaustausch zu betreiben. Außerdem gibt es theoretisches Wissen auf die Mütze und ein eigenverantwortliches Projekt zu planen bzw. durchzuführen. Da dieses Seminar das Erste ist, habe ich noch nicht viel Ahnung davon, was auf mich zukommt. Ich werde einfach abwarten und gespannt bleiben. Durch ein wenig Recherche gehe ich zwar davon aus, in unserer Unterkunft freies Wlan zu haben, jedoch habe ich nicht vor, einen großen Post zu schreiben, während ich auf Seminarfahrt bin. Planmäßig kommt also bis Freitag kein neuer Post. Und das, obwohl ich am 2.11.16 bereits mein zweijähriges Jubiläum dieses Blogs feiere... Aus diesem Anlass wird auf alle Fälle noch ein Jahresrückblick folgen - so wie im letzten Jahr! Aber da werde ich mich wohl erst am nächsten Wochenende dran setzen.

Bis dahin wünsche ich euch eine schöne erste Novemberwoche! Bleibt stark und vergesst nicht: Verzeiht euch! :)

15. Oktober 2016

Was wäre, wenn...?

Tagchen!

Ich habe mal wieder Inspiration von außen bekommen, indem ich gestern Nacht ein Video von Rebecca Brown (Beckie0) sah. In diesem Video spricht sie darüber, wie ihr Leben ohne ihre Trichotillomanie wäre. Zu Beginn zählt sie natürlich sehr viele negative Dinge auf, die sie ohne nie hätte durchmachen müssen, doch im Verlauf des Videos gibt es einen Wendepunkt. Ab da erwähnt sie auch, dass ihr durch diese psychische Störung viele Türen geöffnet wurden, hinter denen nur Positives zu finden war. Ganz am Ende gelangt sie dann zur Kernfrage: "Wäre mein Leben ohne die Trichotillomanie besser?" Und was sie darauf antwortet, schaut ihr am besten selbst nach! Denn in den letzten Sekunden sagt Rebecca sehr viele wichtige Dinge, wie ich finde.

Hier der Videolink:
https://www.youtube.com/watch?v=Zqz4njsuP0w

Und nun möchte ich dieses Thema einmal für mich selbst auseinandernehmen. Klar, ich weiß, dass mein Leben nicht zu ändern ist und dass man nie zu viel darüber nachdenken sollte, was sein könnte, aber ich sehe es als ein Gedankenexperiment. Ein Experiment, was ich ein einziges Mal durchgehen möchte, um es dann für immer abgehakt zu haben. Denn wie schon gesagt: Es bringt nichts, sich wieder und wieder die Frage zu stellen, wie das eigene Leben nur wäre, wenn man dies und jenes nicht hätte oder wäre. Schlussendlich leben wir alle im Hier und Jetzt; so wie wir sind. An manchen Schrauben können wir drehen, doch irgendwo sind uns Grenzen gesetzt, mit denen wir uns abfinden müssen. Und die Dermatillomanie ist etwas, das mich schon lange begleitet und mich auch noch lange begleiten wird. Mal eben abstellen ist da nicht. Ich muss mich mit ihr abfinden und lernen, mit ihr zu leben. Aber bevor ich zu viel vorwegnehme, beginnen wir.

Was wäre, wenn ich kein Skin Picking hätte?

1. Ganz materialistisch betrachtet hätte ich vermutlich vieeeel Geld gespart. Wenn ich mir nur annähernd vorstelle, wieviele Euro ich für ganz bestimmte Klamotten, Schminke und auch Hygieneartikel ausgegeben habe, nur, weil ich die Hoffnung besaß, es könnte helfen... Mir helfen, mich zu verstecken und meiner Haut helfen, rein zu werden. An Hautpflege und die Heilung habe ich nicht gedacht. Nein, es ging darum, alles zu reinigen und förmlich abzutöten. Ich konnte nicht gut zu mir sein und war in einem Wahn. Wenn man pingelig ist, könnte man auch die ganzen Stunden zusammenrechnen, die ich nachts mit voller Beleuchtung im Bad stand und dann sagen, dass man da eventuell Strom hätte sparen können. Außerdem wäre ich ohne Skin Picking wohl nie beim Hautarzt oder bei der Kosmetikerin gewesen - wieder was gespart. Geld und Zeit! Aber damit kommen wir zum nächsten Punkt.

2. Mal ernsthaft: Mich würde es brennend interessieren, wieviele Stunden bzw. Tage (oder sogar Wochen?) ich in meinem Leben schon damit verbacht habe, an meiner Haut rumzudrücken/zu kratzen. Rational gesehen ist all die Zeit für immer verschwendet. Sie ist weg, ohne, dass ich sie sinnvoll genutzt habe. Kann ich sie mir wiederholen? Nein. Ich kann im Nachhinein nur sagen: Jacqueline, du hättest diese Zeit mit wesentlich schöneren und sinnvolleren Dingen füllen können. Du hättest dir was Gutes tun können oder etwas mit Freunden unternehmen können. Du hättest lachen und fröhlich sein können...

3. Nie im Leben hätte ich auch nur einmal den Satz "Hör doch einfach auf!" oder "Lass die Finger doch mal aus deinem Gesicht!" gehört. Meine Familie hätte sich zu keiner Zeit Sorgen um mich machen müssen. Es wären keine unangenehmen Situationen oder Streits entstanden, weil ich zu lange im Bad war, den Spiegel dreckig gemacht habe oder immer so lange zum Schminken brauchte. Des Weiteren hätte ich kein einziges, teilweise nerviges und unangenehmes Gespräch über die Dermatillomanie führen müssen. Keine angeekelten und verständnislosen Gesichter, keine Erklärungsnot, keine blöden Fragen.

4. Jetzt kommen wir zu einem sehr großen Thema, wo ich nicht genau weiß, wie ich es gliedern - geschweige denn beginnen - soll. Jeder, der selbst an Skin Picking leidet, wird es wissen und kennen. Jeder, der recht gut Bescheid weiß, hier mit liest und ein existierendes Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen besitzt, wird es sich vorstellen können. Skin Picking bringt massenweise negative Gefühle mit sich: Trauer, Wut, Frust, Hass, Enttäuschung, Angst, Nervosität, Scham, innere Leere, Einsamkeit, Versagens- und Verlustängste, psychischer und physischer Schmerz, Anspannung, Beunruhigung, Eifersucht/Neid, Ekel, Verunsicherung, Verzweiflung, Reue... Die Liste ist endlos. Und ich kann nicht leugnen, dass mir die Dermatillomanie unzählige Momente voller Gefühle aus dieser Aufzählung gebracht hat. Ich war besonders oft traurig, am Boden zerstört, enttäuscht, wütend, einsam und hasserfüllt. Wäre ich also nicht von Skin Picking betroffen, hätte ich sehr viel weniger solcher Momente durchleben müssen. Ich wäre nicht Nacht für Nacht heulend im Bad zusammengebrochen, nachdem ich mich mal wieder selbst hingerichtet habe und einsam fühlte. Auch die anschließenden Tränen, die ich im Bett liegend vergossen habe, wären nie geflossen. Eventuell hätte ich nie diese große Tiefphase in meinem Leben erlebt, wo ich mich durch jeden Tag quälte und fragte, wann das Ganze ein Ende haben wird. Stattdessen hätte ich vielleicht eine sehr viel buntere, schönere und fröhlichere Jugend verbracht. Und ja, damit geht auch einher, dass ich wohl mehr Freunde gehabt hätte und heute auf wesentlich mehr schöne Erinnerungen mit ihnen zurückblicken könnte. Man kann auch davon ausgehen, dass ich insgesamt mehr von meiner Zeit als Kind/Teenager gehabt hätte und nicht so früh erwachsen geworden wäre.

5. Ganz eng damit verbunden ist das Thema Selbstvertrauen. Ich habe in einem Post vom August 2015 mal ganz genau erzählt, wie sich das bei mir so über die Jahre entwickelt hat und würde euch raten, da einen Blick reinzuwerfen, wenn ihr den noch nicht kennt (hier klicken). Kurz gesagt war ich zeitgleich zu der Tiefphase in meinem Leben ein extrem unsicherer Mensch ohne Selbstvertrauen. Ich fand mich hässlich und absolut nicht liebenswert. Stattdessen hasste ich jeden einzelnen Zentimeter an mir und auf meinen Charakter konnte ich ebenso nur mit Hass und Verachtung schauen. Das führte zu Misstrauen an anderen Personen und außerdem dazu, dass es mir schwer fiel, auf andere zuzugehen und nett zu sein. Freunde finden und halten war in der Zeit auch nicht leicht für mich. Wenn ich also Selbstvertrauen gehabt und mich nicht gehasst hätte, hätte ich früher damit anfangen können, ein gutes Verhältnis zu mir selbst aufzubauen. Mit mir in's Reine zu kommen. Das hätte dann dazu geführt, dass ich wohl mit links neue Leute kennengelernt hätte, denn von Natur aus bin ich eigentlich sehr offen und extrovertiert. Ich wäre wahrscheinlich nie so stark gemobbt worden und hätte einfach mehr Halt bei Altersgenossen gefunden. Außerdem wäre es mir möglich gewesen, das Haus ohne eine zentimeterdicke Make Up Schicht zu verlassen und mich dabei auch noch wohl zu fühlen. Ich wäre viel häufiger schwimmen gegangen und hätte mir keine blöden Ausreden für den Sportunterricht ausdenken müssen. Insgesamt hätte ich den Sommer als Jugendliche so viel mehr genießen können! Und ja, heute hat sich diesbezüglich viel geändert, doch wenn ich ehrlich bin, plagen mich dennoch hin und wieder Selbstzweifel. Sie sind klein und leise - in keinster Weise mit dem vergleichbar, was vor einigen Jahren in meinem Kopf abging. Aber sie sind da und werden wohl nie ganz verschwinden. Das bedeutet, dass ich auch all die Sorgen und Schwierigkeiten, die das heute noch mit sich bringt, nicht hätte. Ich würde ungeschminkt einfach besser, wacher und frischer aussehen.

6. Etwas, womit ich mich in der Vergangenheit noch nicht (so sehr) rumschlagen musste, was aber sehr bald auf mich zukommt: Vorstellungsgespräche und Bewerbungsgespräche. Sie sind an sich selbstverständlich für jeden Menschen stressig und lästig! Jeder möchte sich von seiner besten Seite zeigen - sowohl von den Fähigkeiten, als auch vom Aussehen her. Und da kommen wir der Sache schon näher: Je nach Phase kann meine Haut ziemlich beschissen aussehen. Narben sind immer da, davon mal abgesehen. Aber in schlechten Phasen kommen Rötungen, frische Wunden und größere Unreinheiten bzw. Pickel dazu. Und ganz unabhängig davon, ob ich es vom Selbstvertrauen her könnte, stelle ich mir die Frage: Möchte ich die zeigen? Möchte ich so zu einem Bewerbungsgespräch gehen? Nein, möchte ich nicht. Es gibt zwar eine Stimme in mir, die sagt, dass ich zu mir als Person stehen möchte und daher will, dass auch mein zukünftiger Arbeitgeber mich so nimmt, wie ich bin. Aber dann ertönt eine viel lautere Stimme in mir: Die Vernunft. Sie sagt, dass es in der Arbeitswelt nicht darum geht, wer man privat ist und mit was für Problemen man sich herumkämpft. Sie befiehlt mir quasi, dass ich das außen vor zu lassen habe und es mir daher nie erlauben könnte, ungeschminkt oder kaum geschminkt zu so einem Gespräch zu erscheinen. Ich habe dafür zu sorgen, dass ich gut aussehe und meine schlechte Haut verschwinden lasse. Daher kann man sagen, dass ich mir auch hier ohne das Skin Picking sehr viel weniger Stress und Sorgen machen würde. Vielleicht könnte ich mich noch besser auf meine Fähigkeiten konzentrieren, wenn es weniger Gedanken um mein Aussehen gäbe.

7. Was ich bis hierhin nicht angesprochen habe, sind die Konsequenzen an sich. Anders gesagt meine Narben im Gesicht, im Dekolleté, am Hals, an den Beinen, auf den Oberarmen und Schultern. Wenn ich keine Skinpickerin wäre, hätte ich eine narbenfreie Haut. Ich würde nicht mit jedem Blick in den Spiegel an meine Vergangenheit erinnert werden. Daran, dass ich oft an mir selbst gescheitert bin und zu schwach war. Ich wäre glücklich, eine schöne und reine Haut zu haben.

Kleiner Cut, ab jetzt kommen mal positivere Dinge!

8. Ohne die Dermatillomanie würde ich allerdings nicht so viel über die Funktionen der Haut, über Hauttypen und über die richtige Hautpflege wissen. Ich würde mich nicht so sehr um meine Haut kümmern, wie ich es heute tue. Neben der Drückerei, die ganz offensichtlich nicht gut ist, gebe ich mein Bestes, um gut zu meiner Haut zu sein. Ich weiß, wie viel sie mir vergeben hat und immer vergeben wird. Was sie alles für mich tut. Und aus dem Grund möchte ich nicht mehr länger gegen sie ankämpfen, sondern mit ihr zusammenarbeiten. Sie ist schließlich meine Haut und damit unersetzbar. Falls ihr dazu noch etwas mehr lesen wollt, schaut doch mal bei diesem Post vorbei.

9. Ich würde ein paar sehr liebe Menschen gar nicht kennen, die ich über die Verbindung mit dem Skin Picking kennengelernt habe. Also hätte ich keine Erfahrungen ausgetauscht und keine interessanten und hilfreichen Gespräche darüber geführt. Dazu zählen auch die Treffen der Selbsthilfegruppe, die ich bis jetzt besuchen durfte! Ich hätte diese tollen Erlebnisse nie gemacht und nie den einzigartigen Zusammenhalt und das tiefe Verständnis von Gleichgesinnten genießen können.

10. Wahrscheinlich würde ich nicht mal vom Skin Picking wissen, wenn ich nicht selbst betroffen wäre. Generell würden mich psychische Erkrankungen und Zwangsstörungen wenig interessieren. Ich wüsste also gar nicht, wie viele von euch da draußen sind und jeden Tag mit sich selbst zu kämpfen haben. Dass viele nicht mal Bescheid wissen und stillschweigend leiden, wäre mir ebenso nicht bewusst. Es würde mich auch nicht so sehr kümmern. Weiter gedacht hätte ich also nie meinen Helferdrang entwickelt und nie dazu beitragen können, dieses Thema endlich bekannter zu machen. Dieser Blog würde nicht existieren - ich würde also in diesem Moment nicht diese Zeilen hier schreiben. Ich hätte keiner einzigen Person je geholfen, sich besser zu fühlen. Genauso wenig hätte ich auch nur einer Person Inspiration und Motivation geschenkt.

11. Egal, wie viel Negatives die Dermatillomanie mit sich bringt: Sie macht auch stark! Sie lässt mich viel über mich selbst lernen und erkennen, dass ich eine Kämpferin bin, die niemals aufgibt. Durch das, was man mit der psychischen Störung erlebt, wird man auf eine Art und Weise stärker und selbstbewusster, finde ich. Man arbeitet mehr an sich selbst, gibt sich Mühe und will es stets besser machen. Man möchte sich (weiter) entwickeln! Wenn ich kein Skin Picking hätte, wäre ich wohl nie die ehrgeizige Kämpferin geworden, die ich heute bin.


Das bringt mich zu der großen Frage: Wäre mein Leben besser, wenn ich kein Skin Picking hätte? Tja, gute Frage. Wie will man etwas beurteilen, was man nur vermuten kann? Richtig, gar nicht. Ich möchte keine eindeutige Antwort auf die Frage geben. Mehr als ein "Vielleicht, ich weiß es nicht" kann ich nicht entgegnen. Was ich mir gut vorstellen kann, ist, dass ich bestimmt ein weitaus glücklicherer Mensch wäre. Aber ob das mein Leben gleich besser machen würde!? Fakt ist: Ich bin nur aus einem einzigen Grund die Person, die ich heute bin. Undzwar weil mein Leben so verlaufen ist, wie es nunmal verlaufen ist. Was ich dahingehend weiß: Ich bin gerne diese Person, die ich durch meine Vergangenheit geworden bin! Klar habe ich auch so meine Ecken und Kanten, aber im Großen und Ganzen bin ich froh drüber, dass ich so eine starke Persönlichkeit in mir trage. Wenn ich nicht vom Skin Picking betroffen wäre, dann wäre ich nicht die Person, die ich bin. Und dieser Gedanke macht mir ein wenig Angst. Wer weiß, was das für Folgen hätte, wenn ich eine ganz andere Person wäre. Gut, dass es nicht so ist und ich sagen kann: Ja, ich bin bereit, mit meinem Leben zu leben! Und ich bin auch bereit, meine Vergangenheit ruhen zu lassen und dafür mit all dem Wissen und einem eisernen Blick nach vorne in die Zukunft zu gehen. Denn nur über den Weg, den ich noch gehen werde, habe ich die Kontrolle. Was mal war, ist unveränderlich. Was aber mal sein wird, liegt in meiner Hand. Ich kann es besser machen und an meinen Aufgaben wachsen! Dabei kann ich nur mit dem arbeiten, was mir gegeben ist und nicht mit dem, was Andere haben oder ich vielleicht haben könnte. Ich lebe im Hier und Jetzt und bemühe mich so oft es geht, das Beste draus zu machen.

Weil ihr so lange kein aktuelles Bild mehr von mir gesehen habt und dieser Post noch dazu so textlastig war, hänge ich nochmal zwei Grinsebilder an's Ende. Passenderweise eins im geschminkten und eins im ungeschminkten Zustand.



Damit wünsche ich euch ein schönes Restwochenende! :)

6. Oktober 2016

Buchveröffentlichung - "In meiner Haut"

So, ihr Lieben. Guten Abend!

Eigentlich wollte ich mich ja gestern schon melden, aber manchmal läuft nicht alles wie geplant. Ihr werdet es mir hoffentlich verzeihen. Darum kommt dieser - besonders für mich - ganz besondere Post um einen Tag verspätet.

Doch wo fange ich an, dass ihr mich versteht?
Kommt euch diese Internetseite (www.skin-picking.de) vielleicht bekannt vor? Oder habt ihr sogar auf diesem Blog (www.meine-haut.blogspot.de) schon einmal vorbeigeschaut? Dann wird euch der Name Ingrid Bäumer sicher etwas sagen, oder? Es müsste zumindest bei denjenigen unter euch klingeln, die hier schon sehr, sehr lange mitlesen! Frau Bäumer ist nicht nur die Betreiberin beider Webseiten, sondern auch die Gründerin/Leiterin der ersten Selbsthilfegruppe Deutschlands für Skin Picking in Köln. In diesem Zusammenhang habe ich sie schon mehr als einmal erwähnt, denn ich habe die Selbsthilfegruppe ja schon zweimal besucht. Das erste Mal für den Dreh zum TV-Beitrag im Sommer 2015 (hier bei Interesse nachzulesen) und das zweite Mal vor ziemlich genau einem Jahr, nämlich im Oktober 2015 (hier zu finden). Generell stehe ich schon ziemlich lange mit Frau Bäumer in Kontakt und so kam es, dass ich von ihrem großen Projekt erfuhr: Ein Buch über Skin Picking. Damals war noch alles in den Anfängen der Planung, aber bereits zu dem Zeitpunkt fragte mich Frau Bäumer, ob ich meine Geschichte nicht beitragen wollen würde. Dieses Buch soll nämlich hauptsächlich davon leben, dass Betroffene ihre Geschichten teilen, wurde mir erklärt. Sozusagen ein Buch von Skinpickern für Skinpicker, weil sowas in Deutschland definitiv fehlen würde. Und natürlich freute ich mich sehr über dieses Angebot und willigte gleich ein!

Nun, nach jahrelanger Arbeit ist es endlich soweit! Voller Stolz wurde das Buch am 4.10 veröffentlicht und ist somit für euch alle erhältlich!

© Mabuse Verlag

Und so sieht das Cover des Buches "In meiner Haut - Leben mit Skin Picking" aus. Sehr ausdrucksstark und farbenfroh, nicht wahr? Ich finde es toll!

Wie ihr schon lesen könnt, ist Ingrid Bäumer Herausgeberin des Buches, sowie Barbara Schubert (ehemalige Betroffene und Therapeutin). Aber es haben weit mehr Menschen mitgearbeitet, die dem Buch ganz viel Inhalt geben. 16 Menschen (inklusive mir) haben ihre Geschichten geteilt und sich künstlerisch mit der Dermatillomanie auseinandergesetzt. Damit ist "In meiner Haut" nach "Die eigene Haut retten" von Susanne Fricke und Katharina Vollmeyer das zweite Buch in Deutschland, welches sich mit dieser psychischen Störung befasst. Erhältlich ist es über den Mabuse Verlag Frankfurt und wenn ihr jetzt schon Interesse habt, dann gebe ich euch hier den Link:


http://www.mabuse-verlag.de/Mabuse-Buchversand/Produkte//Mabuse-Buchversand/Buecher/Ratgeber-Erfahrungsberichte/In-meiner-Haut/id/b79e2866-6edd-a803-b803-42baea97b9a5?search=b%C3%A4umer


Über diesen Link könnt ihr das Buch nicht nur bestellen, sondern auch nochmal nachlesen, was ihr darin alles so finden könnt. Außerdem gibt es eine blätterbare Leseprobe zum Reinschnuppern. Alternativ könnt ihr das Buch auch bald über Amazon bestellen, dazu einmal hier klicken.

Dort werdet ihr gleich erkennen, dass das Buch nicht nur aus den Geschichten von Betroffenen besteht. Nein, nein! Die 160 Seiten von "In meiner Haut" enthalten noch mehr als das! Die persönlichen Einblicke machen nur einen Teil von insgesamt vier Teilen des Buches aus. Zu Beginn im ersten Teil werden Zahlen, Daten und Fakten genannt, sowie eine Definition erarbeitet. Im zweiten Teil folgen die Geschichten und im dritten Teil gibt es dann mit den Bildern etwas für's Auge. Der letzte Teil ist nochmal ein kleines Glanzstück, denn dort geht es um den Selbsthilfeaspekt, unter Anderem gibt es dort hilfreiche Tipps und Tricks. Ihr seht: Dieses kleine Buch wird sich zweifelsfrei für euch lohnen! Und wenn ihr wollt, könnt ihr es sogar an Freunde und Familie weitergeben, damit die sich mal auf eigene Faust schlauer machen können. Das könnte euch eine Menge Erklärungsarbeit und Frust ersparen, denke ich!

Zum Ende hin möchte ich mich nochmal herzlich dafür bedanken, dass auch ich meinen Beitrag zu diesem Buch leisten durfte! Ich freue mich jetzt schon, diese 160 Seiten in den Händen zu halten und zu wissen, dass sie etwas verändern können. Helft mit! Bestellt euch das Buch und lasst es so viele Menschen lesen wie nur möglich! Teilt auch gerne die Facebookseiten, wo über die Veröffentlichung gepostet wurde:
https://www.facebook.com/inmeinerhaut/ 
https://www.facebook.com/Skin-Picking-Selbsthilfe
Nur so kann Skin Picking endlich mehr Bekanntheit in Deutschland erlangen. Durch die Hilfe eines jeden Einzelnen.

Danke dafür! Bis bald mal wieder, macht's gut! :)

4. Oktober 2016

Die Weisheitszahn-OP

Jaja, ihr lest richtig. Auch ich war mal dran... Vor einigen Stunden wurden mir meine unteren beiden Weisheitszähne extrahiert. Insgesamt war das ein schneller und den Umständen entsprechend "angenehmer" Eingriff, wenn man das so sagen kann. Er wurde unter örtlicher Betäubung vorgenommen und dauerte gerade mal 15-20 Minuten. Bis auf ein paar Kreislaufprobleme direkt nach der OP verlief das Ganze problemlos und ich konnte schnell wieder nach Hause.

Aber genug dazu, das interessiert hier ja gar nicht. Mir ist nur eine Konsequenz bezüglich des Skin Pickings aufgefallen, die ich mit euch teilen wollte. Und zwar empfinde ich den Zustand in der Hinsicht als vorteilhaft, weil ich durch Schmerzen und Schwellungen davon abgehalten werde, zu drücken. Ich mag es, dass mich dieser äußere Umstand hindert. Vermutlich brauche ich das ohnehin - so eine Art Anschwunggeber. Mal sehen, wie weit er mich bringt. Ohne eigene Anstrengung geht es aber nicht, das ist klar. Ich werde mich bemühen!

Planmäßig werde ich mich morgen mit einer tollen Ankündigung bzw. Info melden. Etwas, wovon ihr wirklich etwas haben könntet, wenn ihr wollt. Seid gespannt!

Bis dahin gute Nacht! :)